Digitale Barrierefreiheit: Teilhabe für Alle – Ein Wegweiser

Was gibt es für Richtlinien und wie kann man mit der praktischen Umsetzung beginnen? All das erfahrt Ihr in dem folgenden Beitrag!

Inhaltsverzeichnis

Digitale Barrierefreiheit ist ein entscheidender Schritt, um Inklusion und Chancengleichheit zu gewährleisten. Doch was bedeutet digitale Barrierefreiheit eigentlich? Und wie können wir sie in der Praxis umsetzen? Dieser Artikel gibt einen Überblick und zeigt, wie sprachliche Aspekte und Richtlinien wie die WCAG – Web Content Accessibility Guidelines zur Barrierefreiheit beitragen können.

Was ist digitale Barrierefreiheit?

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von ihren physischen, sensorischen oder kognitiven Fähigkeiten, Zugang zu digitalen Inhalten und Dienstleistungen haben. Laut Tim Berners-Lee, dem Begründer des World Wide Web, liegt die Stärke des Internets in seiner Universalität: „Access by everyone regardless of disability is an essential aspect.“ Dies betont die Notwendigkeit, das Internet so zu
gestalten, dass es für alle zugänglich ist.

Zielgruppen der Barrierefreiheit

Menschen mit Einschränkungen sind eine heterogene Gruppe mit unterschiedlichen
Bedürfnissen:

  • Sehbehinderte und Blinde: benötigen alternative Textbeschreibungen für visuelle Inhalte.
  • Gehörlose und Schwerhörige: benötigen Untertitel und Transkriptionen für audiovisuelle Inhalte.
  • Menschen mit kognitiven Einschränkungen: profitieren von klar strukturierten, leicht verständlichen Texten.
  • Menschen mit motorischen Einschränkungen: profitieren von einer einfachen Tastaturnavigation und sprachgesteuerten Systemen.

Neben diesen Gruppen gibt es auch temporäre oder situative Einschränkungen, wie eine verletzte Hand oder eine laute Umgebung, die Barrierefreiheit erforderlich machen. Auch älter werdende Menschen zählen zur Zielgruppe: Unsere Sehkraft verschlechtert sich zunehmend je älter wir werden sowie sich auch die geistige Auffassung verlangsamt. Das hat bedeutenden Einfluss auf die Aufnahme von Informationen im Digitalen.

Sprache und Design – die Säulen der digitalen Barrierefreiheit

Sprache und Design sind die zwei Säulen der digitalen Barrierefreiheit, die nur gemeinsam ihre volle Wirkung entfalten können und Zugang zu Inhalten im Web für alle gewährleisten. Eine klare, leicht verständliche Sprache in Kombination mit einem intuitiven, gut strukturierten Design ermöglicht es allen Nutzern, digitale Inhalte ohne Hindernisse zu konsumieren.
Beide Aspekte müssen Hand in Hand gehen, um eine inklusive und zugängliche digitale Umgebung zu schaffen. Wenn Sprache und Design barrierefrei gestaltet sind, profitieren nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern alle Nutzer:innen von einer besseren und zugänglicheren Internetnutzung

Barrierefreies Design als entscheidender Faktor

Das Design spielt eine entscheidende Rolle für die digitale Barrierefreiheit. Ein barrierefreies Design berücksichtigt die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer und sorgt dafür, dass Inhalte einfach zugänglich und verständlich sind. Dies beinhaltet unter anderem klare Navigationsstrukturen, gut lesbare Schriftarten und ausreichende Kontraste. Ein intuitives Design erleichtert es Nutzern, sich auf einer Website zurechtzufinden und die gewünschten Informationen schnell und effizient zu finden.
Auch die Anpassbarkeit von Inhalten, wie beispielsweise die Möglichkeit zur Vergrößerung von Texten oder die Anpassung der Farbschemata, trägt wesentlich zur Barrierefreiheit bei. Letztendlich führt ein durchdachtes, benutzerzentriertes Design dazu, dass digitale Inhalte für alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, zugänglich werden.

Kommunikation: von Leichter Sprache bis Inklusive Sprache

Neben des Designs spielt jedoch auch die Wahl der Sprache und Art der Kommunikation eine zentrale Rolle in der digitalen Barrierefreiheit. Barrierefreie Kommunikation umfasst alle Maßnahmen, die Kommunikationsbarrieren reduzieren. Dies betrifft nicht nur die Sinnesorgane und kognitiven
Voraussetzungen, sondern auch sprachliche, fachsprachliche und kulturelle Anforderungen. Die Verwendung von Leichter Sprache oder Einfacher Sprache kann hier wesentlich beitragen.
Speziell die Leichte Sprache reduziert komplexe sprachliche Strukturen und vermeidet schwierige Begriffe. Ein Beispiel: Statt „kompliziert“ kann „schwierig“ verwendet werden. Dies erleichtert das Verständnis für Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder geringen Sprachkenntnissen.

Richtlinien und Standards

Darauf richten sich auch die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) aus. Das sind die internationalen Richtlinien, die Anforderungen und Erfolgskriterien für barrierefreie Websites beschreiben. Die aktuelle Version, WCAG 2.2, wurde im September 2020 für öffentliche Einrichtungen in der EU verpflichtend. Bis 2025 müssen alle Mitgliedstaaten die Richtlinie in nationales Recht umgesetzt haben.
Die nächste Version, WCAG 3.0, verspricht weitere Verbesserungen und eine klarere Strukturierung der Anforderungen. Sie wird besonders die Nutzung mobiler Endgeräte und die Anpassung an verschiedene Nutzungskontexte in den Fokus rücken – und auch die Verständlichkeit, also die sprachliche Ebene.

Praktische Umsetzung

Was bedeutet das konkret für die Gestaltung von Websites und digitalen Inhalten? Ein
paar hilfreiche Beispiele, die einfach umgesetzt werden können:

  1. Farbkontraste: Hohe Kontraste erleichtern die Lesbarkeit für Menschen mit
    Sehschwächen.
  2. Textalternativen für Bilder: Beschreibungen von Bildern und Grafiken sind
    essenziell.
  3. Tastaturnavigation: Alle Funktionen einer Website sollten ohne Maus bedienbar
    sein.
  4. Einfache und präzise Sprache: Vermeiden Sie Fachjargon und komplexe
    Satzstrukturen.
  5. Leichte Sprache: Nutzen Sie kurze Sätze, einfache Wörter und klare Strukturen.

Hinter jedem dieser Punkte liegt ein detailliertes Regelwerk und bestimmte
Anwendungsgebiete. Die praktischen Tipps, sind ein erster Ansatzpunkt. Empfohlen ist
es jedoch, sich Beratung von Expert:innen einzuholen, um die Richtlinien zu erfüllen und
eine barrierefreie Website anbieten zu können.

Gemeinsam für ein Web ohne Barrieren

Digitale Barrierefreiheit ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit für eine inklusive Gesellschaft. Sie verbessert nicht nur den Zugang für Menschen mit Behinderungen, sondern schafft auch insgesamt eine bessere Nutzererfahrung. Durch die Umsetzung von Richtlinien wie den WCAG und den Einsatz von Leichter oder Einfacher Sprache können wir das Internet zu einem inklusiveren Ort machen. Lassen
Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass jeder Mensch Zugang zu digitalen Inhalten hat – barrierefrei und chancengleich.