Nutzerzentriert entwickelt: 5 Gründe für die Zertifizierung digitaler Produkte

Wie es das Wort schon verrät, bedeutet Nutzerzentriert entwickelt, dass Nutzer:innen ins Zentrum der Entwicklung gestellt werden.

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Es gibt zahlreiche Apps und digitale Produkte auf dem Markt: Wie können Nutzende also wissen, welche davon wirklich gut sind, auf ihre Bedürfnisse eingehen und einen Mehrwert bieten? Ein erster Anhaltspunkt ist das Siegel Nutzerzentriert Entwickelt, welches vom UIG e. V. vergeben wird. Dieses Siegel bietet klare Vorteile für beide Seiten: Sowohl Nutzende als auch Unternehmen können davon profitieren. Für User ist es ein wichtiger Indikator, dass Unternehmen ihre Produkte mit ihnen im Fokus entwickeln. Für Unternehmen ist es eine Chance, um Vertrauen zu gewinnen, mit Usern ins Gespräch zu kommen und die eigenen Potenziale zu nutzen.

Wie mittelständische Unternehmen das Siegel bekommen können und welche Gründe für eine Zertifizierung sprechen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was bedeutet nutzerzentriert?

Wie es das Wort schon verrät, bedeutet Nutzerzentriert Entwickelt, dass Nutzende ins Zentrum der Entwicklung gestellt werden. Dies betrifft alle Teilschritte der Entwicklung: Von der Evaluierung einer ersten Produktidee, der Erfassung von Zielstellungen oder Problemen der potenziellen Nutzenden, über die Definition und Priorisierung von Anforderungen bis hin zur iterativen Testung von Entwicklungsschritten.

Nutzerzentrierung geht sogar über die Entwicklungsphase hinaus. Der gesamte Lebenszyklus eines Produktes kann und sollte aus Nutzersicht betrachtet werden. Das betrifft somit auch die Nutzungsphase und die Weiterentwicklung eines Produktes. Und so schließt sich der Kreis, weil eine weitere Entwicklungsphase anschließt.

Häufig ist es allerdings noch so, dass die eigentlichen User von Produkten gar nicht in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. Das Produkt wird intern entwickelt und User können es in der fertigen Form nutzen – oder eben nicht. Dass das nicht der ideale Weg ist, liegt auf der Hand. Denn: Nutzerzentrierung ist einer der Grundpfeiler für das Erschaffen einer positiven User Experience (UX), sprich einem guten Nutzererlebnis. Das Nutzererlebnis wiederum spielt eine entscheidende Rolle, um Nutzenden nachhaltig vom eigenen Produkt zu überzeugen und sie daran zu binden. Darüber hinaus kann Nutzerzentrierung die benötigte Zeit für Design und Entwicklungsprozesse verkürzen sowie Folgekosten im Support minimieren (Forrester Total Economic Impact™ Study, 2018). Mit Nutzerzentrierung stellen Unternehmen sicher, dass sie zum einen ihre Nutzenden verstehen und zum anderen dieses Wissen einsetzen, um das Produkt entsprechend zu entwickeln.

Wie wird nutzerzentriert entwickelt?

Um ein Produkt wirklich nutzerzentriert zu entwickeln, müssen die Nutzenden im Mittelpunkt stehen und sollten in allen Phasen des Produktzyklus involviert werden. Das führt am Ende zu einer positiven UX und zu Produkten, mit denen User problemfrei ihre Ziele erreichen können. Das kann aber natürlich nicht durch eine einmalige UX-Aktivität erreicht werden. Nutzerzentrierung ist ein iterativer Prozess, der einem kontinuierlichen Nachjustieren gleichkommt. Durch Feedbackschleifen und wiederkehrenden Input werden die Produkte entwickelt und immer weiter verbessert.

Zum einen können Unternehmen dabei UX-Research einsetzen, um so die Bedürfnisse und Hürden der Nutzer:innen zu verstehen und Lösungsansätze zur Optimierung umzusetzen. Je nach Art des Produktes sind für den Research-Bereich verschiedene Methoden möglich, die auf qualitativen und quantitativen Forschungsansätzen basieren.

Im Design-Bereich wird auf eine klare und positive Bedienung geachtet, die zum einen logisch aufgebaut ist, die Marke widerspiegelt und zum anderen für Nutzenden intuitiv sowie ansprechend ist. Auch hier wird iterativ gearbeitet, von Grobkonzepten bis zum Pixel-genauen Design.

Zusätzlich sollte bei den Texten im Produkt auf einen nutzerzentrierten Ansatz geachtet werden. UX-Writer sind die Verbindung zwischen Unternehmen und Nutzer:innen und setzen die passenden Wörter ein, sodass User einfach und ohne Hürden durch das Produkt navigieren können.

UX-Zertifizierung für Unternehmen

Unternehmen, die nutzerzentriert arbeiten, können noch einen Schritt weitergehen und sich ihre Nutzerzentrierung mit einem Zertifikat belegen lassen. Anders als personenbezogene Zertifikate, zum Beispiel als UX-Professional, bezieht sich ein Unternehmenszertifikat nicht auf das Wissen einzelner Personen, sondern auf Entwicklungsprozesse. Hier wird geprüft, ob der Entwicklungsprozess die Einbindung von Nutzer:innen an den entscheidenden Stellen vorsieht. Solch ein Nachweis ist für alle Produkte des Unternehmens gültig. Da Prozesse sich aber ändern können, wird das Siegel zeitlich begrenzt vergeben.

Für persönliche sowie unternehmensbezogene Zertifizierungsarten gibt es gute Gründe. Besonders auf unternehmensweiter Ebene bietet sich ein Siegel wie Nutzerzentriert Entwickelt an, welches speziell für mittelständische Unternehmen in Deutschland ist und einige Vorteile mit sich bringt.

Qualität kennzeichnen

Das Siegel ist ein Qualitätsmerkmal. Bei der Zertifizierung wird auf relevante Faktoren und die passenden Prozesse geachtet. Nur Unternehmen, die diese Anforderungen und Qualitätsstandards einhalten, erhalten das Siegel. Durch den Qualitätsstandard der Nutzerzentrierung wird Usern ein klarer Mehrwert geboten, was natürlich auch im Interesse der Unternehmen ist. Das schafft Vertrauen, denn es bedeutet, dass auf Wünsche und Ansprüche gehört wurde.

Qualität sichern

Ein Teil der Zertifizierung ist es, Prozesse regelmäßig von UX-Experten auditieren zu lassen. In anderen Bereichen verlassen sich Unternehmen und Nutzer:innen schon längst darauf, dass eine Prüfung von unternehmensinternen Prozessen zur Qualitätssicherung beiträgt (z. B. ISO 9001-Zertifizierung). Warum also nicht auch bei UX?

Transparenz  schaffen

Mit dem Siegel schaffen mittelständische Unternehmen Transparenz, denn Entwicklungsprozesse sind für User normalerweise nicht einsehbar. Das Siegel gibt ihnen also die Gewissheit, dass nutzerzentriert entwickelt wurde. Für Unternehmen lohnt es sich, eine enge Verbindung zu ihren Nutzenden zu haben. Manche Anforderungen werden erst deutlich, wenn das Produkt von verschiedenen Nutzergruppen eingesetzt wird, und viele Nutzende sind gerne bereit, ihre Erlebnisse und Wünsche zu einem Produkt zu teilen. Gute Kommunikationskanäle und Transparenz bezüglich der Entwicklung sind also ein guter Schritt, um ein Produkt wirklich nutzbar zu machen. Der zweite Schritt ist die Sichtbarmachung des Kundenfeedbacks innerhalb des Unternehmens. Auch hier hilft der Ansatz der Nutzerzentrierung innerhalb eines Unternehmens, um die richtigen Prozesse zu formalisieren und die Nutzeranforderungen intern transparent zu machen.

Wettbewerbsvorteil nutzen

Das Siegel hebt Unternehmen von ihren Mitbewerbern ab und zeigt deutlich, dass die User im Fokus des Produktes stehen und dies eine der Besonderheiten ist. Das kann ein Unternehmen proaktiv nutzen und werbewirksam Einblicke beispielsweise in Entwicklungsprozesse oder Requirement Engineering gewähren.

Optimierungspotenzial aufdecken

Unternehmen, die das Siegel anstreben, sehen im Laufe der Zertifizierung, was bereits gut läuft und an welchen Stellen noch nutzerzentrierter gearbeitet und die Usability verbessert werden kann. Das ist für Unternehmen eine gute Gelegenheit, das Thema UX in allen Teams verstärkt zu platzieren, sich weiterzuentwickeln und das eigene Produkt auf das nächste Level zu bringen. Das kann sogar noch weitere positive Effekte für das Unternehmen und die Belegschaft haben: Nutzerzentriert zu denken, stellt Menschen mit ihren Bedürfnissen, Vorlieben und Möglichkeiten ins Zentrum. Dieses Mindset kann neben der Produktentwicklung auch Führungsstile oder die Unternehmenskultur nachhaltig verbessern.

Wie bekommt man die Zertifizierung?

Jedes mittelständische Unternehmen in Deutschland kann das Siegel Nutzerzentriert Entwickelt vom UIG e.V. erhalten. Voraussetzung ist ein erfolgreiches Audit, das von einem unabhängigen UX-Dienstleister durchgeführt wird, sowie ein Selbstbericht des Unternehmens. Wir von UseTree sind ein solcher Dienstleister, der seit vielen Jahren Unternehmen begleitet, ihre Produkte nutzerzentriert zu entwickeln. Mit Erfahrungen in den Branchen Medical, Energy, Automotive und einigen mehr bündeln wir relevantes Wissen. Dabei konzentrieren wir uns meist auf komplexere Anwendungen oder besondere Nutzergruppen, die sich durch ihre speziellen Bedürfnisse (z. B. Accessibility) oder ihr großes Fachwissen (z. B. Fachanwender:in) auszeichnen.

Unternehmen können sich gerne bei uns und anderen ausgewählten UX-Dienstleistern melden, wenn sie eine Zertifizierung anstreben. Gerne legen wir zusammen die ersten Schritte fest, klären noch offene Fragen oder geben weitere Details zu den verschiedenen UX-Bereichen und den Leistungen. In einem ersten kostenlosen Check können wir bereits Tipps geben, wo angesetzt werden muss, um die UX des Produktes zu verbessern. Eine solche Optimierung ist auch gleichzeitig ein erster Schritt in die Richtung der Zertifizierung.

Die Zertifizierung läuft dann in drei Schritten ab:

1.   Audit: In diesem Schritt wird der Entwicklungsprozess bewertet. Der Auditor hat hierfür vordefinierte Kriterien. Es geht dabei vor allem darum, wie stark Nutzer:innen in den Prozess integriert sind und wie sehr Feedback einbezogen wird.

2.   Ergebnis: Der Auditor gibt die Ergebnisse an den UIG e.V. weiter. Wenn die Kriterien erfüllt werden und eine positive Bewertung vorliegt, wird das Siegel vom UIG e.V. vergeben.

3.   Gültigkeit: Das Siegel wird für 1 Jahr vergeben. Nach Ablauf dieser Zeit kann sich das Unternehmen erneut zertifizieren lassen.

Fazit

Man sieht es immer wieder in der heutigen Produktlandschaft: Ein digitales Produkt, was einfach nur funktioniert, ist nicht mehr ausreichend. Die UX, sprich das Nutzererlebnis, ist ein entscheidender Faktor beim Erfolg eines digitalen Produkts.

Unternehmen können von einer Zertifizierung wie dem Siegel Nutzerzentriert Entwickelt nur profitieren. Es ist ein USP, Qualitätsmerkmal, bietet Usern Transparenz und bietet Weiterentwicklungspotenziale. Auch für Nutzende digitaler Produkte ist eine solche Zertifizierung hilfreich, denn es zeigt ihnen, dass das Produkt und das dazugehörige Unternehmen UX und den User in den Mittelpunkt stellt. Es ist also ein Vorteil für beide Seiten.

UseTree ist einer von zahlreichen UX-Dienstleister, die bei der Zertifizierung unterstützen und das notwendige Audit dafür durchführen können. Auch dieser gesamte Prozess ist für Unternehmen hilfreich, da sie dabei Optimierungsmöglichkeiten aufdecken können und ihr Produkt auf das nächste Level bringen können. UX ist daher im Sinne eines jeden Unternehmens.