Im Gespräch mit Martin Stiller von cooya

Was hat Martin in die Welt der UX geführt? Was bringt er für Expertise mit und was können wir für Beiträge von ihm erwarten? Das alles erfahrt ihr in dem spannenden Interview.

Inhaltsverzeichnis

Unsere Expertinnen und Experten im Fokus

Lieber Martin, könntest du bitte kurz beschreiben, was dich in die Welt der Usability und User Experience (UX) geführt hat?

Das war ein großer Zufall! Als gelernter Designer komme ich ursprünglich aus dem Kreativbereich. Im Rahmen meiner ersten Beratertätigkeit habe ich mich jedoch schon früh mit digitalen Kanälen und Touchpoints auseinandergesetzt. Dadurch kam ich mit den Themen UX Design, UX Research, Interface Design etc. in Berührung und habe festgestellt, dass es dabei nicht nur darum geht, Dinge gut aussehen zu lassen, sondern über die Bedienbarkeit und Nutzerfreundlichkeit Mehrwerte für Menschen zu schaffen. Das stellt für mich bis heute ein großes Gut dar. In meinem Beruf kann ich nun beide Welten miteinander verbinden – die kreative und die auf Nutzen ausgerichtete – das ist für mich das Tolle an meiner Arbeit.

Was begeistert dich am meisten an der Arbeit im Bereich Usability und User Experience?

Mich begeistert vor allem, dass die Arbeit messbar ist. Im Kreativbereich lassen sich Ergebnisse zwar auch messen; das hat jedoch stets einen sehr subjektiven Charakter. Im Bereich User Experience kann ich hingegen mit verschiedenen Testmethoden wie Nutzerbefragungen, Screentests, Heatmaps usw. die Interaktion der Nutzenden mit meinem Angebot unmittelbar nachvollziehen. Dadurch kann ich Lösungen bauen, die wirklich auf die Bedürfnisse meiner Nutzergruppe ausgerichtet sind und nachweislich besser funktionieren als Alternativen.

Wie hast du die Entwicklung im Bereich Usability und UX in den letzten Jahren erlebt, und welche Trends siehst du als besonders wichtig an?

In den letzten Jahren gab es zunächst eine starke Diversifizierung der einzelnen Fachbereiche. Während der klassische UX-Designer früher alle Disziplinen abdeckte – von UX Research über UI Design bis zu User Testing – spezialisierte man sich in den letzten Jahren verstärkt auf jeweils eine Disziplin. Dieser Trend kehrt sich nun aktuell ein Stück weit um, besonders durch die Unterstützung von K.I.-basierten Tools. Was es aus heutiger Sicht für mich braucht, sind gut ausgebildete Generalisten, die über ein fundiertes methodisches Wissen verfügen und Tools gezielt in ihrer Arbeit einsetzen. Im Design Thinking beispielsweise lassen sich viele Prozesse wie Interviewleitfäden schreiben oder Personas erstellen mit Hilfe von geschicktem Prompting in K.I.-Tools stark vereinfachen und beschleunigen.

Ein zweiter wichtiger Trend ist für mich das Thema Accessibility. Mit dem European Accessibility Act sind ab 2025 Unternehmen der freien Wirtschaft aufgerufen, ihre digitalen Angebote zugänglicher zu gestalten. Dieser Shift ist bereits jetzt deutlich wahrnehmbar und schlägt sich auch in einer Spezialisierung in einzelnen Unterdisziplinen nieder: So gibt es aktuell immer mehr UX Designer*innen, die sich auf die Themen Accessibility oder die barrierefreie/ -arme Gestaltung von Angeboten konzentrieren.

Was bedeutet das Siegel für dich, und warum ist es wichtig für die Branche?

Ich bin davon überzeugt, dass das Siegel für Unternehmen, die aktuell noch nicht so stark in der digitalen Welt unterwegs sind, eine Hilfestellung sein kann, um Fachkräfte aus der Generation Y und Z anzusprechen. In der digitalen Transformation geht es ja nicht nur darum Prozesse zu digitalisieren, sondern digitale Prozesse schaffen, die auf die Nutzenden ausgerichtet sind. Und genau dafür steht das Siegel. Es kann also für jüngere Fachkräfte ein gutes Signal sein, an der richtigen Stelle zu sein. Und im besten Fall ist es auch ein Signal in Richtung Konkurrenz und damit eine Chance im Wettbewerb.

Wo siehst du die größten Herausforderungen und Chancen im Bereich Usability und UX in den kommenden Jahren?

Eine große Herausforderung ist aus meiner Sicht das Thema Gleichartigkeit. Den Großteil der Zeit bewegen sich Nutzende nicht auf meinen, sondern auf anderen Plattformen und Webseiten. Um die Bedienbarkeit möglichst nutzerfreundlich zu gestalten, ist es geboten, bestimmte Interaktionspunkte ein Stück weit zu standardisieren. So finden sich Nutzende auf meinen Angeboten schneller zurecht. K.I.-basierte Tools, die mir helfen Wireframes oder Content für meine Website zu erstellen, tragen ihren Teil zu dieser Gleichartigkeit bei. Auf der anderen Seite ist es für Marken weiterhin wichtig, sich zu differenzieren und vom Wettbewerb abzugrenzen. In diesem Spannungsfeld arbeiten UX-Designer*innen: sie müssen es schaffen, eine gute Usability zu gewährleisten und gleichzeitig einzigartige Angebote zu schaffen.

Gleichzeitig bietet genau dieses Spannungsfeld auch Chancen zur Diversifizierung in der Branche: ich sehe einerseits diejenigen, die im „klassischen“ UX-Design bleiben sich genau dieser Herausforderung stellen. Auf der anderen Seite sehe ich Kolleg*innen, die in die Forschung gehen, um herauszufinden, wie sich Interaktion in Zukunft entwickelt und um neue Standards für neue Interaktionsmöglichkeiten z.B. in den Bereichen VR/AR zu gestalten. Beides finde ich extrem spannend.

Welche Ratschläge würdest du Unternehmen geben, die sich neu mit dem Bereich Usability und UX beschäftigen wollen?

Es ist wichtig, UX als Teil der digitalen Transformation des eigenen Unternehmens zu begreifen. Sie betrifft jede einzelne Abteilung. Vom Kontaktformular auf der Website über das Beratungsgespräch am Serviceschalter bis zur aus der Buchhaltung verschickten Rechnung: all diese Teile machen die Nutzererfahrung mit meinem Unternehmen aus. Entsprechend sollten sich möglichst viele Fachbereiche und Abteilung mit diesem Thema auseinandersetzen. Nur so lässt sich ein gemeinsames Verständnis und Zielbild entwickeln. Eine Einzelperson oder ein kleines Team wird es in der Regel kaum schaffen, ein ganzes Unternehmen auf Nutzerfreundlichkeit und Nutzerzentrierung auszurichten.

Hilfreich ist dabei sich mit anderen Unternehmen zu vernetzen, die bereits Erfahrungen – positive wie negative – im Bereich UX gesammelt haben. Auch ein Branchenstammtisch ist eine gute Gelegenheit, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, die entweder vor ähnlichen Herausforderungen stehen oder diese vielleicht sogar schon gemeistert haben.

Auf welche Themen können sich die Leser in deinen Beiträgen besonders freuen? Gibt es spezielle Aspekte, die du beleuchten möchtest?

Fokus: Digitale Innovation und Transformation
Dreiklang UX, Business und Technik: Wir zeigen, wie digitale Innovation funktioniert, indem wir sie an den drei Prinzipien Nutzerzentrierung, technische Machbarkeit und Business-Relevanz ausrichten.
Der Mehrwert entsteht aus unserer Sicht immer dann, wenn diese drei Prinzipien im Einklang stehen.